Fröhliches Auf und Ab durch den grünen „Teuto“ – zwei Tage auf dem Hermannsweg
Hast du Lust auf grünen Mischwald, spannende Wechsel zwischen Kamm und Tal und das ein oder andere (Natur-)Denkmal? Dann könnte diese Zweitages-Tour auf dem Hermannsweg was für dich sein. Mit Rucksack geht’s von Ort zu Ort durch den Teutoburger Wald – herrlich für ein kilometerreiches Wochenende!
Der Teuto ruft – and I must follow! So ging’s mir Ende Oktober 2023 als ich plötzlich Lust auf so eine richtig schöne Zweitagestour bei feuchtem Herbstwetter hatte. Und weil das Ganze recht spontan auf meiner Bucketlist auftauchte, hab ich die Tour so geplant, dass sie sich super in meine Arbeitswoche integrieren ließ: Ich war ein komplettes Wochenende unterwegs, wobei An- und Abreisetag gleichzeitig Wandertage waren. Für die eine Übernachtung brauchte ich bloß das „kleine Besteck“ und so konnte ich super mit einem Tagestourenrucksack von Ort zu Ort wandern.
Die Fotos in diesem Beitrag sind übrigens im Mai entstanden als ich die Tour für den Hannoverschen Wander- und Gebirgsverein geführt habe.
Was dich auf diesen zwei Tagen Hermannsweg erwartet
Es geht fröhlich auf und ab – mal auf gut ausgebauten Forstwegen, mal auf kleinen, dicht bewachsenen Schlängelpfaden. Der Wald ist auf beiden Etappen sehr abwechslungsreich: Buchen, Eichen und Kastanien wechseln sich mit lichten Passagen ab, wo Birken, Kiefern und Lärchen nach dem Kahlschlag gerade wieder hochkommen. Dazwischen sorgen Quellen, Teiche und kleine Bäche für wasserreiche Abwechslung. Zusätzlich zum wunderschönen Wald ist der Hermannsweg für seine spektakulären Gesteinsformationen und Denkmäler bekannt: Du kommst zum Beispiel am namensgebenden Hermann, den Externsteinen und der Felsgruppe Velmerstot vorbei.
Kurze Zusammenfassung meiner Tour
- Etappe 1: Oerlinghausen-Asemissen bis Detmold – 26 km
- Etappe 2: Detmold – Leopoldstal – 25 km
- Übernachtung: DJV Jugendherberge Detmold (Oktober) & Altstadthotel Detmold (Mai)
- Anforderungen: zwischen 600-800 Höhenmeter pro Tag mit moderaten Anstiegen, überwiegend befestigte Waldwege, stellenweise schmale Pfade mit Steinen und Wurzeln, Trittsicherheit bei Nässe erforderlich, Stöcke empfohlen, Rucksackgepäck für 1 Übernachtung
- Reisezeit: 1x Ende Oktober 2023 + Mai 2024
- An- und Abreise: mit der Bahn bis Oerlinghausen-Asemissen und zurück von Leopoldstal
Etappe 1: von Oerlinghausen nach Detmold
Die Tour startet in Oerlinghausen-Asemissen am Bahnhof. Die ersten zwei Kilometer läufst du durch Ortschaft und Peripherie – nicht spektakulär, aber für die einfache Anreise und das Einlaufen ohne Höhenmeter ziemlich praktisch. Denn dann geht’s auf der Himmelsleiter rauf auf den Tönsberg – und schon bist du mitten drin im Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge.
Du folgst dem Kammweg und kannst von vielen Stellen aus weit ins Land blicken. Das liegt an den Kahlschlägen der letzten Jahre, die den Teuto ziemlich gelichtet haben. Diese Brachflächen werden dir auf den zwei Tagen noch öfter begegnen. Sie machen den Weg in meinen Augen ziemlich abwechslungsreich, weil hier schon wieder neuer Wuchs hochkommt: Pioniere wie Birken, Kiefern und Bodendecker geben den Flächen ein frischen, grünen Touch. Insgesamt hat der ständige Wechsel aus intaktem Buchenwald, Fichtenbestand und neuem Wuchs seinen ganz eigenen Charme.
Wege, Wald und Wasser – Abwechslung garantiert
Genauso wechselhaft wie die Umgebung sind auch die Wege: mal bist du auf breiten Forststraßen unterwegs und mal schlängelst du dich auf kleinen Pfaden durch dichten Bewuchs. Rauf und runter geht es auch ständig, aber insgesamt eher sanft. Trotzdem brauchen deine Beine vermutlich irgendwann eine Pause – dafür bietet sich der Donoper Teich an. Hier kannst du am Wasser sitzen, das Farbenspiel der Bäume und ihre Spiegelung im Wasser genießen und dich für das letzte Drittel der Etappe stärken. Denn ab hier geht’s tatsächlich noch mal bergauf – schließlich willst du ja hoch zum Hermannsdenkmal.
Ziemlich groß, der Hermann
Den Blick auf das Land und das Schwert in die Luft gerichtet: Der Hermann ist eine Kolossalstatue, die bis zur Erbauung der Freiheitsstatue 1886 die höchste Statue der westlichen Welt war. Es lohnt sich auf jeden Fall, mal an den Herrn heranzutreten und ihn auf sich wirken zu lassen. Ob sich ein Besuch des Infozentrums lohnt, kann ich nicht sagen, da es bei meiner Tour geschlossen hatte. Überhaupt wird da oben gerade viel gebaut, so dass es nicht sonderlich viel Chichi neben dem Denkmal gibt.
Für dich heißt es nach dem Hermann: absteigen nach Detmold. Hier gibt’s zahlreiche Hotels und Restaurants, da hast du freie Auswahl. Ich habe im Oktober in der DJH Jugendherberge übernachtet, weil sie relativ nah am Weg liegt und man nicht bis ganz in die Stadtmitte laufen muss. Außerdem finde ich Jugendherbergen ab und zu ganz witzig. 😉 Für den Mai und die Wandergruppe habe ich mich dann das Altstadthotel Detmold entschieden.
Etappe 2: von Detmold bis Leopoldstal
Egal, wo du übernachtet hast – ein Frühstück leg ich dir ans Herz, denn: Wer runter läuft, muss auch wieder rauf laufen. Von Detmold aus geht es hoch zum Kamm, damit du da weitermachen kannst, wo du am Tag zuvor aufgehört hast. Heute läufst du ein bisschen mehr „Waldautobahn“ als gestern, doch das lohnt sich sehr: die gut ausgebauten Forstwege bringen dich zu so wunderschönen Plätzen wie den Externsteinen, dem Silberbachtal und der Lippischen bzw. Preußischen Velmerstot.
Fast schon lebendig – die Externsteine
Die Externsteine sind als erste dran. Du erreichst sie nach ca. 12 km, hinter dem Ort Holzhausen. Sie sind ein echter Anziehungspunkt in der Region. Das merkst du schon daran, dass du plötzlich nicht mehr allein auf dem Weg bist. Ich fand die Gesteinsformation so speziell, dass ich die anderen Besucher vor Staunen einfach ausblenden konnte. Die bizarren Felstypen erschienen mir fast lebendig – die Unendliche Geschichte lässt grüßen! Wenn du Lust drauf hast, kannst du auch hochsteigen und sie so noch mal aus einer anderen Perspektive erleben. Mir reichte der Blick von Ferne und von unten vollkommen – ich bin dann beseelt weitergezogen.
Ach so, noch mal kurz zurück: Vor Holzhausen – so bei Kilometer 10-11 – gibt’s einen sehr netten Pausenplatz mit Blick auf die Region. Nur als Tipp, falls du dann (so wie ich) schon die erste Snackpause brauchst. Sobald du auf Blaubeeren und rostrote Schafskulpturen stößt, bist du an der richtigen Stelle.
Wild und wasserreich – das Silberbachtal
Und weiter geht der wilde Wechsel aus Wald und Bald-wieder-Wald: Buchen und Brachflächen begleiten dich, bis du zum nächsten Highlight kommst – dem Silberbachtal. Hier schlängelt sich der schmale Silberbach entlang und kündigt einen etwas wilderen Abschnitt an. Zum Kattenberg hinauf geht es auf kleinen Pfaden, die von Steinen und Baumwurzeln durchzogen sind. Bei Nässe ist hier Trittsicherheit von Vorteil und eine Aversion gegen Matsch solltest du lieber nicht haben. Doch genau diese naturbelassene Wegführung macht hier das Erlebnis aus – und gibt dir schon einen kleinen Vorgeschmack auf die Velmerstot.
Doch bevor du auf dem höchsten Punkt der heutigen Etappe ankommst, musst du dich durch ein bisschen Holzfäller-Romantik arbeiten. Was früher dichter Fichtenwald war, gibt‘s nämlich jetzt nicht mehr. Speziell das letzte Stück vor der Velmerstot sieht regelrecht verwüstet aus: Baumstümpfe ragen aus dem Boden, abgeknickte Bäume und Reststämme liegen durcheinandergewürfelt, der Boden ist aufgewühlt… Je nachdem, in welcher Stimmung du hier ankommst, findest du das Panorama bizarr, trostlos oder faszinierend.
Heide auf dem Kammweg – die Velmerstot
Lass uns einfach bei „faszinierend“ bleiben. Denn dann bist du schon richtig auf die Velmerstot eingestimmt – ein kleines Stück Heidelandschaft auf dem Kamm des Eggegebirges. Hier oben lässt es sich toll gucken und verweilen. Es gibt einige schöne Sitzplätze, an denen du pittoresk überlegen (oder googeln) kannst, wie die Heide auf den Berg gekommen ist. Von der Lippischen Velmerstot ist es nur noch ein kleiner Sprung zur Preußischen Velmerstot. Sie ist noch ein Ticken höher gelegen und hat sogar einen hölzernen Aussichtsturm (der aktuell wegen Brandstiftung gesperrt ist, Stand Mai 2024). Tja, und danach? Feierabend – ab zur Bahn nach Leopoldstal!
Bist du jetzt auf den Geschmack gekommen? Mehr Infos zum Hermannsweg und seinem wilden Bruder – dem Eggeweg – findest du hier:
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