Wandern bei Hitze – meine 5 Tipps für eine sichere und entspannte Tour mit deiner Gruppe

26. Juli 2024

Du hast eine Wanderung geplant und stellst fest, dass es an dem Tag tierisch heiß werden soll. Machen möchtest du sie schon, aber es sollen auch alle gut und sicher durch den Tag kommen. Diese 5 Tipps helfen dir dabei, dich und deine Mitwandernden möglichst gut darauf vorzubereiten.

32 Kilometer bei 32 Grad – echt jetzt?!

Volltreffer! Ich hatte mir für meine 32-km-Tour im Weserbergland zielstrebig den heißesten Tag der Woche rausgepickt: Es sollten über 30 Grad werden und die Tour war ohnehin schon anspruchsvoll in Sachen Länge und Höhenmetern. „Machen oder nicht machen?!“ ging mir in den Tagen davor mehr als einmal durch den Kopf. Ziemlich zähneknirschend, denn meine Mitwandernden und ich hatten uns so auf diesen langen Sommer-Wandertag gefreut…

Als Wanderführerin oder Wanderführer musst du in so einem Fall immer abwägen, ob du es verantworten kannst, die Tour trotzdem zu machen. Ich habe mich dafür entschieden und es wurde ein toller Tag, den wir alle sehr genossen haben. Hier teile ich mit dir, warum ich so entschieden und wie ich mich und meine Mitwandernden auf diese heiße Tour vorbereitet habe. Zudem gibt’s Tipps für unterwegs, damit das Wandern bei Hitze leichter fällt.

1. Kenn deine Strecke!

Wann immer es mir möglich ist, mache ich eine Vorwanderung, um die Strecke kennenzulernen. Ich gucke dabei auf die Wegbeschaffenheit, checke gute Pausenplätze aus, schaue nach interessanten Begebenheiten (Natur, Highlights, Aussichten) und mache mir einen grundlegenden Eindruck von der Tour.

So hab ich das bei meiner Weserberglandwanderung auch gemacht. Deshalb wusste ich: der Weg liegt überwiegend im Wald = Schatten und wir haben zwischendurch die Möglichkeit, Wasser aufzufüllen. Es gab auch eine Einkehrmöglichkeit, bei der wir uns ein kaltes Getränk gönnen und uns mit Wasser aus der Leitung erfrischen konnten. Alles wichtige Punkte auf meiner „Trotz 30 Grad machen!“-Liste.

Solltest du die Strecke nicht vorgewandert sein, nutze alle verfügbaren Ressourcen (komoot, Google, Papierkarte etc.), um dir einen Eindruck zu verschaffen. Check auch, ob die Gegend vielleicht vom Borkenkäfer heimgesucht wurde – dann ist nämlich nix mehr mit Schatten, auch wenn die Karten vielleicht noch was anderes sagen.

Wandern bei Hitze ist im Schatten des Waldes wesentlich angenehmer

Fragen, die du dir vor der Tour stellen solltest:

  • Eckdaten wie Streckenlänge, Höhenmeter, An-/Abstiege – wie anspruchsvoll wird’s wohl?
  • Wie viel Schatten bzw. direkte Sonne habe ich während der gesamten Tour?
  • Wo kann ich Wasser auffüllen?
  • Gibt es eine Einkehrmöglichkeit oder einen schattigen Pausenplatz? (ggf. vorher anrufen, ob auch wirklich geöffnet ist!)
  • Lässt sich zwischendurch eine Schwimmpause oder ein Fußbad einlegen? Freibad, See, Bach etc.

2. Hab einen Plan B!

Du kennst deinen Weg und du kennst die Wetterprognose. Trotzdem weißt du nicht, wie sich ein Tag entwickelt. Es kann sein, dass das Wandern bei Hitze dir oder deinen Mitwandernden ungewöhnlich zusetzt – das ist ja auch immer tagesformabhängig. Deshalb ist es gut, für die geplante Tour eine oder mehrere Alternativen zu haben. Ich hatte vorher recherchiert, welche Ausstiegsmöglichkeiten wir auf der Strecke haben: Es gab mehrere Möglichkeiten, zwischendurch einen Bus oder Zug zu nehmen. Zudem hatte ich eine kürzere (naja, 25 km… 😉 Route geplant, auf die wir hätten ausweichen können.

Fragen, die du dir vor der Tour stellen solltest:

  • Welche Abkürzungen kann ich ggf. nehmen?
  • Wo gibt es eine öffentliche Anbindung, so dass die Gruppe (oder Einzelpersonen) zwischendurch aussteigen können?
  • Auf welche Alternativroute kann ich umschwenken? Und: Sollte ich das direkt vor Wanderbeginn tun oder kann ich das unterwegs entscheiden?

Nein sagen ist auch eine Option

Wenn du dir ganz unsicher bist, ob die Wanderung bei heißen Temperaturen eine gute Idee ist, kann dein Plan B auch lauten: Ich mache die Tour an einem anderen Tag und biete einen neuen Termin an. So ärgerlich das ist – Sicherheit geht vor.

Es kann auch sein, dass du nur bei Einzelpersonen Bedenken hast. Wenn du deine Mitwandernden kennst und sich jemand für die Tour angemeldet hat, bei dem oder der du Zweifel hast, dann sprich das an! Ich halte es für besser, jemandem ehrlich zu sagen „Ich denke, dass diese Tour bei diesen Temperaturen nicht für dich geeignet ist“, als unterwegs ein Problem zu bekommen. Zumal dann die ganze Gruppe darunter leiden muss. Wenn du schon ein komisches Gefühl hast – act on it!

3. Informiere deine Mitwandernden!

Wenn ich als Wanderführerin unterwegs bin, fühle ich mich für „meine Leute“ verantwortlich. Ich möchte, dass es ihnen gut geht und dass sie eine schöne Wanderung haben. Dazu gehört für mich, dass sie relativ genau wissen, was sie erwartet und sich darauf einstellen können. Bei verschärften Bedingungen finde ich das doppelt wichtig. Deshalb habe ich alle, die sich fürs Weserbergland angemeldet hatten, vorher noch mal angeschrieben und ihnen folgende Infos geschickt:

  • Wetterlage: es wird richtig heiß
  • Der Weg ist überwiegend schattig, aber hat auch sonnige Passagen – unbedingt Hut und Sonnenschutz einpacken
  • Genügend zu trinken mitnehmen – mindestens 2 Liter zum Start; Auffüllen ist unterwegs möglich
  • Neben ausreichend Rucksackverpflegung genügend Snacks mitnehmen – bei so einer langen, heißen Tour braucht der Körper sehr viel Energie
  • Stöcke einpacken – selbst wenn man sie für das Terrain nicht braucht, können sie auf Dauer viel Erleichterung verschaffen
  • Lange Hose ist – trotz der Temperaturen – von Vorteil wegen der hohen Gräser und Brombeerranken (letztere haben auch ihr Gutes, siehe Bild unten 😉

Fragen, die du dir vor der Tour stellen solltest:

  • Welche Infos braucht die Wandergruppe, um bestens für den Tag gewappnet zu sein?

  • Was sollten meine Mitwandernden unbedingt einpacken?

  • Welche Kleidung/Ausrüstung ist sinnvoll?

4. Achte unterwegs gut auf alle!

Auch dieser Punkt steht auf meiner „Mach ich nicht nur in Extremfällen“-Liste. Ich versuche immer, die Gruppe im Blick zu behalten, frage zwischendurch auch mal nach dem Befinden und fühle in die Stimmung rein. Leute, die zurückfallen oder angestrengt wirken, behalte ich besonders im Auge. Und unter verschärften Bedingungen lege ich noch mal ne Schippe drauf.

 Zum Beispiel mache ich häufiger Trinkpausen und sage dann auch aktiv „Trinkt noch mal was!“ Ich bitte meine Mitwandernden darum, mir mitzuteilen, wenn sie ein Bedürfnis haben: noch mal Pause machen, kurz stehen bleiben und durchschnaufen, etwas langsamer gehen. Wenn ich weiß, woran ich bin, kann ich mich (und die Gruppe) darauf einstellen und entsprechend reagieren.

 Vorsorge ist auch nicht schlecht: Im Weserbergland hatte ich neben dem üblichen Erste-Hilfe-Set und Traubenzucker auch noch ein paar Tütchen Elektrolyte für mich und die anderen mit. Mich bringen die schnell wieder nach vorne, wenn ich viel schwitze und mich anstrenge – ich hätte auf diese Weise auch meinen Mitwandernden aushelfen können.

Fragen, die du dir unterwegs stellen solltest:

  • Wie geht es meinen Mitwandernden?
  • Was kann ich für sie tun, damit es ihnen gut geht?
  • Und für vorher: Was kann ich ggf. zusätzlich einpacken, um jemandem auszuhelfen?

Nimm auch den Kopf mit

Klar ist es in erster Linie wichtig, darauf zu achten, dass es deiner Crew körperlich gut geht. Doch auch der Kopf spielt eine ziemlich große Rolle für eine schöne Wandertour. Wenn du merkst, dass deine Gruppe mental schlapp wird, kannst du die Motivation zum Beispiel mit Ausblicken wieder ankurbeln: „Demnächst kommen wir zu…“, „Dieser Anstieg ist bald geschafft…“, „Gleich machen wir Pause…“. Einzelpersonen kannst du auch gut durch ein Gespräch ablenken – natürlich nur, wenn die Person bereitwillig darauf anspringt.

 Für mich funktioniert auch ein ehrlicher Umgang mit Anstrengung gut. Ich muss nicht immer vorne weghecheln, wenn ich weiß, dass ich Anstiege besser in langsamem, stetigem Tempo bewältigen kann. So merken auch die anderen, dass sie so gehen können, wie es ihnen gut tut.

5. Hör auf dein Bauchgefühl!

Jetzt weißt du, wie ich an meine heiße Weserberglandtour herangegangen bin und welche Fragen mir bei der Entscheidung „Machen oder nicht machen?!“ geholfen haben. Letztlich hat die Vorbereitung dazu beigetragen, dass sich meine innere Kompassnadel auf „Machen!“ eingependelt hat. Ich hatte einfach ein gutes Bauchgefühl damit – wie in so vielen Dingen mein wichtigstes Kriterium. Und das ist auch mein letzter Tipp: Hör drauf, was dein Bauch dir sagt! Der weiß oft mehr als dein Kopf. 😉

Infos zur Tour

Falls du jetzt denkst „32 km im Weserbergland ist genau mein Ding!“, dann kann ich dir diese Tour sehr empfehlen. Sie hat viele Abschnitte, auf denen du den regionstypischen Kammwegen folgst: Hier läufst du grüne Single-Trails, bist von knorrigen Buchen umgeben und kannst auch mal in die Ferne gucken. Im Sommer gibt’s auch viele Blumen und Gräser.

Besonders schön fand ich die Nammer Klippen und den Weserberglandweg zwischen den Springsteinen und der Paschenburg. Absolutes Highlight: der Kammweg Westendorfer Egge. So wild und verwunschen. Schwindelfrei und trittsicher solltest du hier sein – der Weg führt teilweise dicht an der Steilkante vorbei. Das macht es natürlich umso spezieller.

Zwischendurch gibt es auch längere Abschnitte, die eher zum „abarbeiten“ sind: breite Schotter-Forstwege, die durch Buchenwald führen. Hier kann man zeitlich das wieder aufholen, was man auf den Kammwegen mit gucken, staunen und fotografieren verdaddelt hat. ;-P

Eine Pause bietet sich auf halber Strecke am Klippenturm an. Der ist im Sommer von 11-18 Uhr geöffnet. Darüber hinaus gibt es einige überdachte Schutzhütten und nette Pausenbänke.

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