Wie war’s auf dem Balkan? Rückblick auf meine Radreise von Hannover nach Bosnien (und zurück)

25. Oktober 2025
Radreise: Anni auf Gravelbike im Durmitor

Und, wie war’s? Die meistgestellte Frage nach meinem mehrmonatigen Balkan Bikeventure. Kurz gesagt: Genau so intensiv, abenteuerlich und raus aus der Komfortzone, wie ich es mir gewünscht hatte. Und genau so wunderschön. Lies weiter für einen persönlichen Einblick in meine Reise, Details zu den Anforderungen und praktische Reise-Infos.

Für dich zum Reinkommen: Was hatte ich vor?

Für 2025 standen 3 Monate Auszeit auf meinem Zettel. Ich wollte eine Zeitlang einfacher und doch intensiver leben als ich das im Alltag tue. Gleichzeitig war mir nach einem Abenteuer, das mich so richtig schön aus meiner Komfortzone bringt.

Im Laufe von 2024 kristallisierte sich raus, dass ich diese Auszeit mit Fahrrad und Zelt machen will. Und dann lief mir die Trans Dinarica über den Weg – eine neue Radreiseroute durch die Balkanstaaten, die mir dieses Gefühl von „Yes, das isses!“ gab: So wunderschön, dass ich es selbst erleben wollte. So abenteuerlich und herausfordernd, dass es sich genau mit meinen Träumen deckte.

Mein Reisemotto „Seh ich dann“

Zu Beginn meiner Radreise im Mai 2025 war ich Bikepacking-Newbie. Ich hatte noch nie eine Radreise unternommen – nicht mal für ein Wochenende. Fahrrad bin ich zwar täglich zur Arbeit gefahren, aber darüber hinaus nur ab und zu mal längere Strecken. Aus dieser Unerfahrenheit hat sich mein Reisemotto „Seh ich dann“ entwickelt. Ich konnte schlichtweg nicht sagen, wie weit ich jeden Tag fahre, wie lange ich insgesamt brauche und wie es mir damit körperlich und mental geht. Alles was ich wusste war: Ich will nach Bosnien! (und insgeheim hoffte ich: nach Montenegro 😉 Das bedeutete:

    • Ich plane die grobe Route vor und mache das Feintuning – wie weit fahren, wo schlafen, wann essen – von Tag zu Tag.
    • Ich gebe meinem Kopf und meinem Körper Zeit, um reinzukommen = Start vor der Haustür in Hannover mit ordentlich Vorlauf bis zum Balkan.
    • Ich bleibe gedanklich flexibel und passe meine Pläne meinen Bedürfnissen an – Pausentage, Route, Nutzung von Öffis etc.

    Wenn du mehr zu meiner Motivation, meinem Mindset und meiner Vorbereitung VOR der Reise wissen möchtest, dann schau dir diesen Blogpost aus April 2025 an.

      Mit dem Gravelbike auf den Balkan – was draus geworden ist

      Bevor ich losgefahren bin, hatte ich eine Vorstellung davon, WIE ich unterwegs sein möchte. Ich hatte keine Vorstellung davon, WAS letztlich draus wird. Wie gut, dass man rückblickend immer schlauer ist – here goes:

      Zahlen und Daten

      Für manche sind die Zahlen einer Unternehmung sehr wichtig. Als Beweis, was man geleistet hat. Als Messlatte für den Vergleich mit anderen – oder mit sich selbst zu einem späteren Zeitpunkt. Für mich gehören sie definitiv zu einem Rückblick dazu. Mir ist aber auch klar, dass sie nur begrenzt ausdrücken können, was für ein Abenteuer diese Reise war.

      Kilometer gesamt: 4.000
      Höhenmeter gesamt: 36.000
      Bereiste Länder: 8 – Deutschland, Österreich, Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Albanien, Montenegro
      Reisedauer: 10 Wochen / 2,5 Monate
      Reisezeit: 2. Mai bis 16. Juli 2025
      Gegessene Schokocroissants: 50+

      Anni auf Gravelbike macht Peacezeichen

      Route meiner Radreise

      2024 habe ich auf Instagram die Trans Dinarica entdeckt: Eine neue Radreise-Route, die auf ruhigen Asphaltstraßen, Gravelpisten und Waldwegen durch die Balkan-Staaten führt. Und da war’s eigentlich auch schon um mich geschehen. Ich habe noch ein bisschen mit mir gerungen und mich gefragt, ob ich das als Rookie überhaupt schaffe. Darüber hat sich dann mein Reisemotto „Seh ich dann“ entwickelt – ein Mindset, das es mir erlaubt hat, dieses Abenteuer in meinem Tempo zu tacklen.

      Dazu gehörte, dass ich mir Zeit zum Reinkommen gebe. Also bin ich von der Haustür in Hannover aus losgestartet. Und von da aus lief es so:

      Route der Balkan Radreise auf Landkarte

      Kurze Erklärung: Die pinke Route ist der Hinweg. Die orange Route der Rückweg. Die Zwischenräume habe ich entweder mit dem Zug überbrückt oder mit dem Schienenersatzverkehr der Tauern-Bahn (der Tauern-Tunnel wurde im Sommer 2025 saniert). 

      Besuchte Länder der Reihenfolge nach: 

      Lieblingsländer – hier hat es mir besonders gefallen

      Von allen Ländern, durch die ich gefahren bin, haben mir Bosnien und Montenegro am besten gefallen. Weil sie genauso wild und wunderschön sind, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Weil dort das Gefühl von Abenteuer und Freiheit am stärksten war. Weil sie sich vom ersten Moment an „richtig“ für mich angefühlt haben.

      Ich habe es geliebt, dort unterwegs zu sein. Auch, weil es immer wieder diese Momente gab, in denen ich dachte: „Wow! Du bist hier wirklich mit dem Fahrrad hergefahren.“ Das war so befreiend und gleichzeitig so powerful – zu wissen, dass ich es aus eigener Kraft da runter geschafft habe.

      War es anstrengend? Na klar.
      War ich überfordert? Mehr als einmal.
      War ich superstolz und euphorisch? Kannst du drauf wetten! 😀

      Berge, Gravel, Hitze – so fordernd war der Balkan

      Direkt vorab: Ich habe noch nie so viel und über einen so langen Zeitraum von mir und meinem Körper gefordert wie auf dieser Tour. Teilweise lag das sicher an meinem Rookie-Radfahr-Status. Teilweise aber auch daran:

      Es ging eigentlich immer bergauf

      Ich sag’s mal so: Anstiege muss man mögen, wenn man mit dem Rad auf den Balkan fährt. 😉 Ab Slowenien gab es kaum Etappen, auf denen ich viel flache Strecke hatte. Es ging immer irgendwo rauf oder runter. Die Steigungen sind zwar selten richtig krass (für mich bedeutet das ab 9-12 %), aber dafür ziehen sie sich gern lange hin. Belohnt wurde ich mit grandiosen Ausblicken und superschönen Abfahrten. Und der Erkenntnis, dass ich lange Anstiege schon auch gut finde. 😉

      Einsame Bergstraßen und steinige Gravelpisten

      Die Trans Dinarica zeichnet sich durch ein Verhältnis von 80 Prozent Straße und 20 Prozent Gravel aus. Aber Achtung: „Gravel“ ist hier ein sehr dehnbarer Begriff. Teilweise war ich auf Pisten unterwegs, die aus groben Steinen bestanden. Fahrtechnisch eine große Herausforderung, die mich weit aus der Komfortzone geschubst hat. Oft habe ich auch einfach geschoben. Dass das nicht nur an meiner begrenzten Erfahrung lag, haben mir später andere Biker bestätigt…man hätte auf der einen oder anderen Piste wohl eher ein Fully MTB gebraucht.

      Wie gut, dass meine Route zu großen Teilen auf asphaltierten Bergstraßen verlief. Meistens fuhr ich auf kleinen Backroads, die sich kurvig und mit wenig Verkehr die Berge hochschlängelten. Der Belag war überwiegend okay. Trotzdem habe ich mich mehr als einmal über Tiggys 40er Bereifung und grobes Profil gefreut: Hüppel, Schlaglöcher und lose Steine gehören zu diesem Straßen einfach dazu.

      Ob Gravel oder Asphalt – wie erwartet und erhofft, hatte ich die Wege größtenteils für mich alleine. Es kam vor, dass ich über Stunden keine andere Person – weder zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Auto – getroffen habe. Einzige Ausnahme: die kroatische Küste. Hier war der Verkehr wahrscheinlich nur auszuhalten, weil ich in der Vorsaison dort war.

      Gravel in Kroatien

      Unterwegs bei lauschigen 30 Grad

      Jetzt hab ich dir erzählt, wie es sich so fuhr. Dazu denkst du dir bitte noch das Wetter: fast täglich Sonne, durchschnittlich 25-30 Grad (in Kroatien und Mostar auch schon mal an die 40!). Entsprechend doll hab ich geschwitzt. Entsprechend doll musste ich nachlegen: Wasser, Elektrolyte, Schokocroissant, Burek, Kaffee…ohne diese Essentials wäre ich die Berge bei den Temperaturen nicht hochgekommen. ;-D

      So oder so waren meine Shirts am Ende des Tages salzverkrustet – und das im Frühsommer. Auf der Plus-Seite stand natürlich, dass Tiggy und ich fast jeden Tag trocken geblieben sind. Das machte das Übernachten im Zelt natürlich wesentlich einfacher.

      Highs und Lows – es geht richtig zur Sache

      Die Berge, die Straßen und die Hitze haben dafür gesorgt, dass ich richtig schön an meine Grenzen gekommen bin. Und ich meine das nicht ironisch. Denn auch wenn’s stellenweise wirklich anstrengend war – die Freude und Dankbarkeit waren so viel intensiver:

      Das High, wenn du nach einem schwierigen Gravel-Abschnitt wieder auf Asphalt kommst.

      Das Eintauchen in einen kühlen Fluss nach einem langen schwitzigen Tag auf dem Rad.

      Der atemberaubende Ausblick in die weiten grünen Täler, nachdem du stundenlang den Berg hochgeochst bist.

      Der genussvolle Biss in dein Schokocroissant, wenn du merkst, dass du nachlegen musst.

      Das wird mir alles so krass in Erinnerung bleiben! 

      Anni und Esther lächeln in die Kamera

      Infrastruktur – alles da, wie schön!

      Einer der Gründe, warum mich der Balkan so gereizt hat, war die gute Mischung aus wilden Ecken und vorhandener Infrastruktur. Ich wusste, dass ich dort ursprüngliche Natur erleben kann, ohne komplett auf Zivilisation verzichten zu müssen. Wie komfortabel es dann tatsächlich war, hat mich aber doch überrascht.

      Trinkwasser

      Ich habe in allen Ländern meiner Reise Leitungs- und Quellwasser getrunken und hatte keinerlei Probleme damit. Das erleichtert die Wasserversorgung natürlich enorm – ich musste nicht zu viel mitschleppen und konnte so viel trinken, wie die hohen Temperaturen es erfordern. Gerade in Bosnien und Montenegro gibt es viele Quellen, die zu öffentlichen Trinkstellen kanalisiert werden. Ansonsten konnte ich in jedem Dorf unterwegs nach Wasser fragen.

      Supermärkte, Tante Emma Läden, Bäckereien und Cafés

      Weil’s eh schon anstrengend zu fahren war, hab ich meine Verpflegung nach dem Motto „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“ gepackt. Das bedeutete, dass ich meine Route jeden Tag oder alle zwei Tage auf Einkaufs- bzw. Einkehrmöglichkeiten gecheckt habe – Google Maps war da ein guter Freund.

      Supermärkte gibt es in allen größeren Orten. Sie sind ziemlich gut sortiert und man bekommt alles, was man als Radreisende/r so braucht.

      Kleinere Orte oder Dörfer haben meistens Tante Emma Läden. Auch die stehen oft bei Google Maps drin und sind gut ausgestattet. Allerdings würde ich mich hier nicht auf die Aktualität des Google Eintrags verlassen und lieber ein Backup-Essen mitnehmen (was ich sowieso immer machen würde… ;-).

      Pekaras – Bäckereien – waren für mich absoluter Standard-Verpflegungspunkt. Ohne Schokocroissants und Burek mit Schafskäse wäre ich die Berge nicht hochgekommen…ein Glück gibt es sie in jedem größeren Ort.

      Cafés sind auf dem Balkan ein wichtiger Treffpunkt, also gibt es sie auch in kleineren Orten. Es geht doch nichts über ein kalte Cola oder einen starken bosnischen Kaffee, wenn die Power nachlässt (oder man einfach richtig Bock drauf hat). Auch hier: Google Maps ist ziemlich akkurat.

      Bosnischer Kaffee

      Vegetarisch/vegan essen

      Vegetarisch geht problemlos. In Supermärkten kriegst du viel frisches Gemüse, Obst und die ganze Palette an Getreideprodukten, Nudeln, Joghurt, Käse, Schoki etc.

      Vegan ist auch möglich. Allerdings nur, wenn du bereit bist, auf Ersatzprodukte zu verzichten. In größeren Supermärkten gibt’s Pflanzenmilch, aber längst nicht so umfangreich wie bei uns. In kleineren Orten und Cafés – Pustekuchen. Veganer Käse und Aufschnitt sind sehr selten. Wie gut, dass du fast überall Brot und Ajvar (sehr leckerer roter Aufstrich aus Paprika und Auberginen) kriegst. Auch Hummus ist weit verbreitet.

      In Restaurants ist beides einfach: Die Speisekarten sind oft in Fleisch/Fisch und Beilagen geteilt. Du kannst also fast überall gegrilltes Gemüse, Pommes oder Kartoffeln einzeln bestellen.

      Bike-Service

      Speziell zu Beginn meiner Radreise war ich sehr auf Tiggy getuned und darauf, wie er sich anfühlt, was er für Geräusche macht und ob noch alles fest sitzt. Das hat sich auch nie ganz gegeben, denn auf dem Balkan sind Bike-Service-Punkte rar gesät. Klar, in größeren Städten gibt’s auch Fahrradläden und -verleihe, aber auf dem Land hast du über weite Strecken keine offiziellen Anlaufpunkte.

      Ich bin technisch nicht wirklich versiert, wenn es um Fahrräder geht. Dafür bin ich sehr kommunikativ. Und ich habe ein gewisses Grundvertrauen in mein Problemlösungsmindset und die Hilfsbereitschaft von Leuten. Also habe ich die wichtigsten Ersatzteile eingepackt – Bremsbeläge, Schaltauge, Tubeless-Repairkit, Notfallschlauch – und habe darauf vertraut, dass ich es im Fall der Fälle schon irgendwie gelöst kriege. Mein Vertrauen hat sich ausgezahlt: Ich hatte keine einzige Panne. (Danke! 🙂

      Handy-Empfang

      Eine der größten Überraschungen! Ich hatte fast überall Empfang. Auch in abgelegenen Dörfern und auf Bergen. Auf Campingplätzen und in Unterkünften sowieso – hier gab es immer WLAN. Trotzdem war ich natürlich vorbereitet:

      Meine Routen hatte ich vorsichtshalber immer offline gespeichert und die wichtigsten Recherchen vorm Losfahren erledigt.
      Da ich allein unterwegs war, hatte ich mir vor der Reise einen GPS-Tracker (Garmin inReach mini) gekauft und mir ein Abo mit SOS-Rettungsservice gebucht. So hätte ich auch ohne Handy-Empfang Hilfe rufen können.

      Da Bosnien und Montenegro noch nicht in der EU sind, hatte ich mir für diese beiden Länder eine eSIM über Airalo bestellt. Damit konnte ich zu lokalen Konditionen ins Internet, was hervorragend geklappt hat.

      Übernachten beim Balkan Bikepacking –
      die Mischung macht’s

      Mir war von Anfang an klar, dass ich mit Zelt unterwegs sein will. Ich liebe das Gefühl, alle notwendigen Sachen dabei zu haben und mich flexibel von Ort zu Ort zu bewegen. Mal ganz davon ab, dass 2-3 Monate in Unterkünften auch finanziell ein ziemlicher Kracher geworden wären… Trotzdem habe ich mir von Anfang an eingeräumt, auch mal ein Zimmer oder eine Wohnung zu nehmen, wenn mir danach ist. Ganz nach meinem „Seh ich dann“-Motto. Wo hab ich also übernachtet:

      Mit dem Zelt auf dem Campingplatz

      Speziell in der Nähe von Seen, Flüssen und am Meer gibt es auf dem Balkan eine echt gute Campingplatz-Infrastruktur. Kroatien ist da natürlich ganz weit vorne – hier ist ja quasi Camping-Mekka, gerade bei Deutschen. Aber auch in Bosnien und Montenegro gibt’s genügend Plätze. Sie sind oft kleiner und etwas einfacher ausgestattet, aber liegen meist sehr schön. Zudem sind die Leute super nett und es herrscht nicht so eine strenge Camping-Etikette. Ich fühlte mich auf den meisten Plätzen sehr wohl und habe besonders gut an den nett gurgelnden Flüssen geschlafen. Preislich lag eine Übernachtung mit kleinem Zelt zwischen 6 und 16 Euro (Österreich und Kroatien ggf. etwas teurer).

      Wildcamping

      Hab ich nicht gemacht. Das war tatsächlich eins der Dinge, vor denen ich mich gegruselt habe. Bevor ich losgefahren bin, war das schon auf meiner Liste – vor allem, weil man’s in Bosnien legal darf. Aber ich hab unterwegs schnell gemerkt, dass mich dieser Punkt zu sehr stresst. Also hab ich’s geknickt und stattdessen das hier gemacht:

      Mit dem Zelt bei Leuten im Garten

      Es gab Tage, an denen wollte ich einfach so fahren, wie’s gerade kommt. Ohne vorher zu gucken, wo ich abends übernachte. Ohne konkrete Pläne zu machen. Mich etwas abenteuerlicher aus dem Fenster lehnen. An diesen Tagen hab ich dann spontan bei Leuten gefragt, ob sie in ihrem Garten/auf ihrem Bauernhof/ihrer Obstwiese einen kleinen Platz für mein Zelt haben und mir etwas Leitungswasser geben können.

      Aus diesen spontanen Aktionen haben sich tolle Begegnungen entwickelt, an die ich mit großer Dankbarkeit zurückdenke. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen und habe in den meisten Fällen nicht nur einen Platz zum Schlafen bekommen. Mir wurden Getränke, Essen und Duschen angeboten. Manchmal brauchte ich mein Zelt gar nicht aufbauen, weil es andere Möglichkeiten – Bauwagen, Partyräume, Saunen – zum Schlafen gab.

      Annis Zelt im Garten
      Tiggy (Annis Gravelbike) in kleiner Hütte

      Unterkünfte, AirBnBs, Hütten und Herbergen

      Mindestens 1x die Woche hab ich mir eine feste Unterkunft gebucht. Manchmal wollte ich einfach ein richtiges Bett. Und einen Platz, wo ich Tiggy lassen und mein Zeug ausbreiten kann. Wo ich die Tür zu machen und einfach für mich sein kann. Speziell nach besonders fordernden Etappen brauchte ich Zeit und Raum für einen Regroup – um mich zu erholen und zu überlegen, wie ich weiterfahre.

      Ein Glück gibt es sehr viele Möglichkeiten, sich ein Zimmer oder eine Wohnung zu buchen. Ich habe oft bei AirBnB geguckt oder einfach gegoogelt. Es hat sich immer was Passendes gefunden, auch wenn ich erst morgens entschieden habe, wo ich abends landen will. Die Gastgeber sind sehr freundlich und hilfsbereit. Preislich kannst du eine kleine Ferienwohnung mit kompletter Ausstattung schon für 30 Euro pro Nacht bekommen. Oder für sehr viel weniger so eine einfache kleine Hütte, wie du links siehst. 

      Als Frau allein auf Radreise – eine durchweg positive Erfahrung

      Bevor ich losgefahren bin, haben mich viele Leute gefragt: „Hast du keine Angst – als Frau alleine?“ Und ich konnte ehrlich sagen: Nein. Ich hatte zwar großen Respekt vor der körperlichen und mentalen Herausforderung. Aber Angst hatte ich keine.

      Rückblickend bleibe ich dabei: Ich hatte keine Angst. Und es gab auch keinen Anlass, welche zu haben. Im Gegenteil – alleine (als Frau) unterwegs zu sein, hatte viele Vorteile.

      Anni zwinkert

      Schneller Leute kennenlernen

      Da die kleinen Backroads und Gravelpisten auf dem Balkan recht einsam sind, war ich tagsüber oft allein auf weiter Strecke unterwegs. Und obwohl ich das sehr abgefeiert habe, war ich abends froh, wenn ich mal ein Wort mit jemandem wechseln konnte. Als Alleinreisende kommst du schnell ins Gespräch. Ob das andere Radreisende sind (von denen es da unten nicht sooo viele gibt), deine Nachbarn auf dem Campingplatz oder deine Gastgeber in Unterkunft oder Obstgarten.

      Ich hatte dann auch das große Glück, zwei holländische Paare kennenzulernen (unabhängig voneinander…what are the chances?! ;-), die eine ähnliche Route wie ich fahren wollten. Wir haben uns auf Anhieb richtig gut verstanden und sind dann jeweils einige Tage zusammen unterwegs gewesen. Diese gemeinsame Zeit hat mir sehr viel gegeben: Daraus sind Freundschaften entstanden und ich freue mich schon, wenn ich Esther & Joris und Thijs & Linda wiedersehe.

      Übrigens hat Joris einige der Fotos in diesem Beitrag gemacht und ich freue mich sehr, dass ich sie dafür nutzen darf (und überhaupt!). 

      Große Hilfsbereitschaft von Fremden

      Ich hab ja schon beschrieben, dass ich sehr gute Erfahrungen mit meinen spontanen Übernachtungsanfragen bei Privatleuten hatte. Das lag sicherlich auch daran, dass ich alleine als Frau unterwegs war:

      • Es ist unkompliziert, wenn deine potenziellen Gastgeber nur für eine Person Raum schaffen müssen. Da bietet man auch gern mal ein Getränk oder Frühstück an, denn es belastet nicht.
      • Ich vermute, es ist auch leichter, einer (einzelnen) Frau zu vertrauen und Hilfe anzubieten. Erst recht, wenn sie verschwitzt in voller Radmontur vor einem steht und freundlich fragt. Da erwartet man nichts Böses.

      Enorme Flexibilität in der Reiseplanung

      Mein Reisemotto „Seh ich dann“ konnte ich voll durchziehen. Ich war nur mir allein verantwortlich und musste auf niemanden Rücksicht nehmen. Konnte jeden Tag so gestalten, wie ich es gerade gebraucht habe. Das war eine sehr kraftvolle Erfahrung und gleichzeitig total befreiend.

      Take-aways – was ich von dieser Reise mitnehme

      Außer unfassbar schönen Landschaftsimpressionen, neuen Ventilkappen und krassen Tanlines?! ;-D

      Vertrauen in mich, mein Bauchgefühl und den Weg, den es mir aufzeigt

      Ich habe so ziemlich alles auf dieser Reise nach Bauchgefühl entschieden:

      • Wo fahre ich lang?
      • Wo mache ich Pause?
      • Wo stelle ich mein Zelt auf? (ich meine auch wirklich bis ins Detail, also auf welchem Fleckchen Gras)
      • Wo gehe ich einkaufen und lasse Tiggy alleine draußen stehen?
      • Wen spreche ich an? Ganz wörtlich, aber auch: Wem mache ich im übertragenen Sinne die Tür auf?

      Wenn sich etwas gut und richtig anfühlte, hab ich’s gemacht.
      Wenn nicht, dann nicht.

      Ich habe mein Bauchgefühl gerne als meine Reiseleitung bezeichnet. Und die hat mir eine so wunderschöne Erfahrung geschenkt! Sie hat mich an die Hand genommen und mit mir zusammen meine innere „Das hätte ich gern auf dieser Reise erlebt“-Checkliste abgearbeitet. Je länger ich unterwegs war, desto mehr konnte ich darauf vertrauen, dass alles genau so läuft, wie es laufen soll – im besten Sinne. Das gibt mir in Sachen (Selbst-)Vertrauen eine super Grundlage für zukünftige Touren.

      Freundschaften – und den Glauben an die Freundlichkeit der Menschen

      Auf dieser Reise habe ich so viele tolle Begegnungen gehabt. Manche waren spontan, kurz und intensiv. Aus anderen sind Reisegemeinschaften und richtige Freundschaften entstanden. Was mir alle diese Treffen gezeigt haben:

      Egal, was gerade im Großen auf dieser Welt abgeht – im Kleinen kann man sich auf die Freundlichkeit der Menschen verlassen.

      Stärke und die Überzeugung, dass du da hinkommst, wo du hin willst

      Im Vorfeld der Reise gab es bei mir viele Fragezeichen: Schaffe ich das? Wie anstrengend wird’s wirklich? Macht mein Kopf mir einen Strich durch die Rechnung oder zieht er mit? (Denn da brauchen wir uns nichts vormachen: Bei so einer Abenteuerreise kommt’s mehr auf den Kopf an – der Körper kriegt das in den meisten Fällen schon hin… 😉

      Dann hat sich mein „Seh ich dann“-Motto entwickelt und damit kam die Entspannung. Denn ich wusste: Ich kann’s so machen, wie ich es brauche. Wie ich es schaffe. Ich habe mir erlaubt, einen Schritt nach dem anderen zu machen und dabei flexibel zu bleiben. Und bin so an mein Ziel und darüber hinaus gekommen.

      Was bleibt?

      Große Dankbarkeit, dass ich diese Reise erleben durfte.

      Sie war genauso, wie ich sie mir erhofft hatte: wild, abenteuerlich, anstrengend, superschön, kraftvoll und lebendig. Und es war garantiert nicht meine letzte Radreise. 🙂

      Hast du Fragen zu meiner Reise, zum Balkan oder zur Trans Dinarica? 

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